Leserbrief: Ein Tag im Haus Amun-Re
Das Auto fährt vor. An der Eingangstür steht eine Mitarbeiterin des Hauses und begrüßt die ankommenden Gäste: „Guten Morgen und herzlich willkommen im Haus Amun-Re............. schön daß Sie wieder bei uns sind sagt sie. Neben ihr steht Frau St., welche schon von ihrer Tochter gebracht worden ist und freut sich auf die Gesellschaft. Das Frühstück wartet schon auf Sie, sagt Schwester Birgit. Frau Z. begrüßt die schon anwesenden Gäste per Handschlag. Man kennt sich und freut sich auf den bevorstehenden Tag. Während des Frühstücks, daß vor der schönen Frühlingstapete eingenommen wird, werden die Befindlichkeiten ausgetauscht und ein jeder erzählt, was er noch so am Vorabend in der Familie erlebt hat. Heute ist Herr W. ziemlich müde. Gestern war er noch mit seiner Frau beim *Stammtisch*. Muss wohl der Vollmond gewesen sein, sagt er. Na ja, das macht ja nichts.....nach dem Frühstück lege ich mich für eine Stunde auf das Wasserbett. Danach geht es mir bestimmt wieder besser. Das Wasserbett ist kuschelig warm, auf 36,8 Grad temperiert. Und zur Kegelrunde will ich ja fit sein.......schließlich möchte ich doch wieder gewinnen. Zwischen Marmeladebrötchen, welche morgens frisch gebacken werden, Vitaminsaft, Kaffee und regem Geplauder, wird von der jungen Hana, die ein freiwilliges soziales Jahr ableistet, der Speisenplan vorgelesen. Es stehen acht verschiedene Menü`s zur Auswahl. Metzger Schreiber brilliert heute mit internationaler Küche und der Metzger Ziaja lockt mit herzhafter Hausmannskost. Für jeden Gast ist etwas Bekömmliches dabei. Nachdem diese wichtigen Entscheidungen getroffen worden sind, kommt die zentrale Frage, womit wir heute den Tag beginnen. Darf es zuerst Bewegungstraining sein oder lieber Gedächtnistraining. Dieser Wechsel ist obligat im Haus Amun-Re. Selbstverständlich kann auch jeder Gast seinen täglichen Spaziergang machen und wenn erwünscht, auch am nahegelegenen Teich die Enten füttern. Da heute die Müdigkeit in der Gruppe überwiegt, lädt Frau Stork zunächst alle Gäste zu einer kleinen Gymnastikrunde ein. Im großen Beschäftigungsraum sitzen alle im Kreis auf den Stühlen und bewegen zum Rhythmus der Musik alle Gelenke und Muskeln durch. Noch ein paar Atemübungen und anschließend sind alle wieder fit. Jetzt werden zwei Gruppen gebildet. Drei Frauen und ein Mann haben sich zur Kegelrunde begeben und zwei Männer und zwei Frauen werden von S. Birgit zur Ringwurfrunde eingeladen. Danach wird getauscht, und am Ende werden die Sieger benannt und erhalten den gebührenden Applaus. Mein Gott, hat Frau S. heute wieder einmal die Kegel * umgepfeffert*, sagt Frau M. und alle lachen herzhaft. Das hat Spass gemacht. Zwischendrin ist immer eine Trinkpause eingelegt worden. Gemeinschaftlich trinkt es sich einfach besser und jeder Gast im Haus weiß, wie wichtig die tägliche Flüssigkeitszufuhr ist. Frau Z., welche vor ca. acht Monaten von ihrem Sohn aus dem Schwarzwald geholt wurde, erzählt immer wieder die Geschichte, daß sie in ihrer Wohnung umgefallen ist, weil sie zu wenig getrunken hatte. „Und dann war ich ganz durcheinander“....habe gar nicht gewußt, daß das Gehirn auch Wasser braucht. Jetzt habe ich hier im Amun-Re gelernt, reglmäßig auf das Trinken zu achten. Also, dann mal Prost....... wie hat Herr Kohl einmal gesagt: „ ......heute machen wir einen drauf und trinken noch ein viertes Glas Wasser.......! Herzhaftes Gelächter. So genug der Körperarbeit......jetzt wird Gedächtnistraining gemacht, meint Angelika und greift nach dem Buch von Frau Dr. Stengel. Da ertönt eine laute Stimme:......jetzt will ich aber raus, die Sonne scheint. Frau Sch. hat Bewegungsdrang und möchte zum Park laufen. Wer geht mit, ruft sie in die Runde. Schnell entschließen sich noch drei andere Gäste dazu, sich die Füsse zu vertreten. Hana und S. Birgit begleiten sie dabei. Frau S. wird in den Rollstuhl umgesetzt und Frau Sch. schnappt sich den Rollator. Die anderen Herrschaften setzten sich an einen Tisch und lauschen den Fragen von Angelika. Es klingelt, das Essen wird heiss verpackt angeliefert. Die Teller sind schon vorgewärmt und die Gäste staunen, daß es schon so spät ist. Nach dem Mittagessen legt sich jeder für eine halbe bis dreiviertel Stunde hin, während die Gäste, die nicht ruhen möchten, beieinander sitzen und eine Runde Zahlentraining machen. Um 14.00 Uhr erklingt leise *Schmusemusik* zum wach werden. Alle Gäste werden geweckt und jeder erhält 1 Tasse Tee oder ein Glas Wasser. Jetzt ist *Bingo* an der Reihe. Nachdem einige Spiele vorgestellt worden sind, hat sich die Gruppe für das Bingospiel entschieden. Um 15.30 Uhr wird Kaffee und Kuchen genossen..........darauf freuen sich alle. Heute hat Hana uns wieder einmal mit armenischen selbstgebackenem Kuchen verwöhnt. Ihre Backkünste werden immer hochgelobt und Frau Stork neckt sie und meint, sie könne schon heiraten. Hana schmunzelt und wehrt das Gesagte mit einer Handbewegung ab. Nach der Kaffeepause gehen wir in die Abschlussrunde; bilden einen Stuhlkreis und vollführen bei fröhlicher Volksmusik noch eine Runde Luftballonbewegungstraining. Die Türklingel unterbricht ab und an unsere Runde und nach und nach wird ein Gast nach dem anderen abgeholt. Zum Schluss erscheint unser Fahrdienst und bringt auch die letzten Gäste nach Hause. Alle sind müde, aber auch zufrieden. Das war wieder ein schöner Tag im Amun-Re.